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 ======Wissenschaftliche Texte lesen & exzerpieren====== ======Wissenschaftliche Texte lesen & exzerpieren======
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 +Es gibt verschiedene Möglichkeiten, einen wissenschaftlichen Text zu erschließen und für die eigene Arbeit nutzbar zu machen. Methoden der systematischen, auf eine eigene Fragestellung gerichteten Erschließung kann man als Exzerpieren und deren Produkt als Exzerpt bezeichnen.
  
 Das Wort //exzerpieren// ist dem Lateinischen entlehnt und bedeutet ins Deutsche übertragen ,herausklauben' oder ,auslesen'. Mit anderen Worten:  Das Wort //exzerpieren// ist dem Lateinischen entlehnt und bedeutet ins Deutsche übertragen ,herausklauben' oder ,auslesen'. Mit anderen Worten: 
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 Wichtig ist für alle Exzerpte der Aspekt der Fragestellung, also dass sie zielgerichtet erstellt werden: **Nur mithilfe einer konkreten Fragestellung, mit der ich an einen Text herangehe, kann ich auch ein sinnvolles, hilfreiches Exzerpt erstellen** (vgl. auch Abschnitt zur SQ3R-Methode unten). Wichtig ist für alle Exzerpte der Aspekt der Fragestellung, also dass sie zielgerichtet erstellt werden: **Nur mithilfe einer konkreten Fragestellung, mit der ich an einen Text herangehe, kann ich auch ein sinnvolles, hilfreiches Exzerpt erstellen** (vgl. auch Abschnitt zur SQ3R-Methode unten).
  
 +**Praxistipp:** Literaturverwaltungssoftware wie das an der RUB frei verfügbare [[http://www.ub.ruhr-uni-bochum.de/informationen/citavi.html|citavi]] stellen Möglichkeiten zur Verfügung, zu einem in der Datenbank angelegten Eintrag (d.h. zu einer Monographie oder einem Aufsatz, den du liest) auch Auswertungsergebnisse (Zitate, Exzerptausschnitte, Zusammenfassungen etc.) hinzuzufügen. Damit ist sichergestellt, dass die Auswertung systematisch erfolgt und du wichtige Informationen nicht in einer 'Zettelwirtschaft' verlierst.
  
 =====Exzerpt versus Textzusammenfassung===== =====Exzerpt versus Textzusammenfassung=====
  
-Im Unterschied zu Exzerpten sind knappe, d.h. stark komprimierte Textzusammenfassungen zu sehen, die üblicherweise allgemein gehalten und im Gegensatz zum Exzerpte **nicht mit einer bestimmten Fragestellung verknüpft** sind. Solche Textzusammenfassungen eignen sich insbesondere dafür, sich einen Überblick über ein Wissensgebiet zu verschaffen, indem für die relevante Literatur jeweils eine Textzusammenfassung angefertigt wird, die die Kernaussagen des jeweiligen Textes enthält. Selbstverständlich werden auch Textzusammenfassungen mit korrekten und vollständigen bibliographischen Angaben versehen.+Exzerpte sind eine andere Textsorte als knappe, d.h. stark komprimierte Textzusammenfassungen, die üblicherweise allgemein gehalten und im Gegensatz zum Exzerpt **nicht mit einer bestimmten Fragestellung verknüpft** sind. Solche Textzusammenfassungen eignen sich insbesondere dafür, sich einen Überblick über ein Wissensgebiet zu verschaffen, indem für die relevante Literatur jeweils eine Textzusammenfassung angefertigt wird, die die Kernaussagen des jeweiligen Textes enthält. Selbstverständlich werden auch Textzusammenfassungen mit korrekten und vollständigen bibliographischen Angaben versehen.
  
 {{:reader:05:schaubild_exzerpt_und_zusammenfassung.jpg?660|}} {{:reader:05:schaubild_exzerpt_und_zusammenfassung.jpg?660|}}
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 ====Das wörtliche Exzerpt – die Zitatsammlung==== ====Das wörtliche Exzerpt – die Zitatsammlung====
  
-Wie der Name bereits verrät, entspricht das wörtliche Exzerpt einer Auflistung von wichtigen, prägnanten Zitaten innerhalb des zugrunde liegenden Textes. Diese Art des Exzerpierens hat verschiedene VorteileDie Fähigkeit, wichtige Textpassagen zu erkennen, wird geschult, und durch die Abschrift wissenschaftlicher Texte können wissenschaftliche Ausdrucksformen geläufig und letztlich in den eigenen Sprachgebrauch übernommen werden. +Wie der Name bereits verrät, entspricht das wörtliche Exzerpt einer Auflistung von wichtigen, prägnanten Zitaten innerhalb des zugrunde liegenden Textes. Diese Art des Exzerpierens hat verschiedene VorteileDie Fähigkeit, wichtige Textpassagen zu erkennen, wird geschult, und durch die Abschrift wissenschaftlicher Texte können wissenschaftliche Ausdrucksformen geläufig und letztlich in den eigenen Sprachgebrauch übernommen werden. 
  
 **Hinweis:** Bei einem wörtlichen Exzerpt kann es hilfreich sein, Zitate unter einem prägnanten Stichwort zu notieren, um sie später sofort mit einer wesentlichen Aussage in Verbindung zu bringen. **Hinweis:** Bei einem wörtlichen Exzerpt kann es hilfreich sein, Zitate unter einem prägnanten Stichwort zu notieren, um sie später sofort mit einer wesentlichen Aussage in Verbindung zu bringen.
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 ====Paraphrase oder heimliches Zitat (= Plagiat)?==== ====Paraphrase oder heimliches Zitat (= Plagiat)?====
  
-Mit einer Wiedergabe in eigenen Worten ist genau das gemeint: Es geht nicht um den bloßen Austausch von Funktionswörtern bei Beibehaltung der sinntragenden Fachwörter, sondern um eine inhaltlich adäquate Reformulierung. Wenn also im Original steht:+Mit einer Wiedergabe in eigenen Worten ist genau das gemeint: Es geht nicht um den bloßen Austausch von Funktionswörtern bei Beibehaltung der sinntragenden Fachwörter, sondern um eine inhaltlich adäquate **Reformulierung**. Wenn also im Original steht:
  
 > "Das Problem der Klärung der Herkunftsfrage von Entlehnungen ist darauf zurückzuführen, dass der aktuelle Entwicklungszustand der Sprachen das Ergebnis eines jahrhundertelangen ständigen gegenseitigen Austausches von lexikalischen und anderen Elementen ist." (Burmasova 2010:56) > "Das Problem der Klärung der Herkunftsfrage von Entlehnungen ist darauf zurückzuführen, dass der aktuelle Entwicklungszustand der Sprachen das Ergebnis eines jahrhundertelangen ständigen gegenseitigen Austausches von lexikalischen und anderen Elementen ist." (Burmasova 2010:56)
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 > Die Klärung der Herkunftsfrage von Entlehnungen ist problematisch, weil der aktuelle Entwicklungszustand einer Sprache auf einem jahrhundertelangen ständigen gegenseitigen Austausch beruht, der die Lexik und andere Elemente betrifft. (Vgl. Burmasova 2010:56((Bibliographische Angaben erfolgen üblicherweise im Kopf des Exzerpts.))) > Die Klärung der Herkunftsfrage von Entlehnungen ist problematisch, weil der aktuelle Entwicklungszustand einer Sprache auf einem jahrhundertelangen ständigen gegenseitigen Austausch beruht, der die Lexik und andere Elemente betrifft. (Vgl. Burmasova 2010:56((Bibliographische Angaben erfolgen üblicherweise im Kopf des Exzerpts.)))
  
-<WRAP important round>+<WRAP important>
 **Wenn ihr solche Paraphrasen unreflektiert aus eurem Exzerpt in eure Hausarbeit übernehmt, setzt ihr euch dem (völlig berechtigten!) Vorwurf des Plagiates aus.** **Wenn ihr solche Paraphrasen unreflektiert aus eurem Exzerpt in eure Hausarbeit übernehmt, setzt ihr euch dem (völlig berechtigten!) Vorwurf des Plagiates aus.**
 </WRAP> </WRAP>
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 ^Phase^Stufe^Funktion^Aufgaben beim Exzerpt^ ^Phase^Stufe^Funktion^Aufgaben beim Exzerpt^
-|  **I\\ Vorbereitung**  |1 Survey|Überblick gewinnen|Durchsehen von Titel, Literaturverzeichnis und von Inhaltsverzeichnis sowie -- falls vorhanden -- Zusammenfassung der Arbeit; Notieren der bibliographischen Angabe.| +|  **I\\ Vorbereitung**  |1 Survey|Überblick gewinnen|Titel, Literaturverzeichnis und Inhaltsverzeichnis sowie -- falls vorhanden -- Zusammenfassung der Arbeit (abstract) durchsehenbibliographische Angabe notieren.| 
-|::: |2 Question|Erarbeitung einer Fragestellung oder Zielrichtung für die Textlektüre|Formulierung von Fragen an den Text anhand der klassischen W-Fragen (Wer? Was? Wann? Wo? Wie? Warum? …) und/oder Orientierung an Leitfragen unter Einbeziehung der Überschriften oder man stellt konkrete Fragen: „Was sind die Hauptaussagen des Textes? Welche Forschungsposition bezieht der Text?"+|::: |2 Question|Erarbeitung einer Fragestellung oder Zielrichtung für die Textlektüre|Formulierung von Fragen an den Text, (1) anhand der klassischen W-Fragen (Wer? Was? Wann? Wo? Wie? Warum? …) und/oder (2) Orientierung an Leitfragen unter Einbeziehung der Überschriften oder (3) man stellt konkrete Fragen: „Was sind die Hauptaussagen des Textes? Welche Forschungsposition bezieht der Text?"
-|  **II\\ Lesen**  |3 Read|Lesen|Lesen -- **mit Stift und Zettel!** Text strukturieren, Sinnabschnitte bilden, Anstreichungen und Anmerkungen (ggf. mit Abkürzungen) vornehmen|+|  **II\\ Lesen**  |3 Read|Lesen|Lesen -- **mit Stift und Zettel!** Textstruktur nachvollziehen, Sinnabschnitte bilden, Anstreichungen und Anmerkungen (ggf. mit Abkürzungen) vornehmen|
 |  **III\\ Nachbereitung**  |4 Recite|Sich den Text in Erinnerung rufen|Zusammenfassung des Gelesenen mit eigenen Worten (Paraphrase) oder Anlegung von Zitatensammlungen -> Abfassung des Exzerpts, dabei sorgfältige Trennung von eigenen und fremden Gedanken| |  **III\\ Nachbereitung**  |4 Recite|Sich den Text in Erinnerung rufen|Zusammenfassung des Gelesenen mit eigenen Worten (Paraphrase) oder Anlegung von Zitatensammlungen -> Abfassung des Exzerpts, dabei sorgfältige Trennung von eigenen und fremden Gedanken|
 |::: |5 Review|Erneutes Durchsehen, Repetieren|Überprüfung, ob der Text verstanden und die Fragen beantwortet wurden; ggf. Abfassung einer kurzen Zusammenfassung| |::: |5 Review|Erneutes Durchsehen, Repetieren|Überprüfung, ob der Text verstanden und die Fragen beantwortet wurden; ggf. Abfassung einer kurzen Zusammenfassung|
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-=====Formale Vorgaben=====+=====Formale Aspekte=====
  
 Exzerpte werden in der Regel vor allem zur eigenen Vor- und Nachbereitung wissenschaftlicher Texte angefertigt. Sie dienen der Prüfungsvorbereitung, zur Vorbereitung von Hausarbeiten, Referaten und anderen Vortragssituationen und können euch auch noch in späteren Semestern präzise den Inhalt eines Textes vor Augen führen. Da sie in der Regel **Mittel der individuellen Auseinandersetzung mit Texten und Instrumente des eigenen Informations- bzw. Wissensmanagements** sind, sind formale Vorgaben für Exzerpte daher eher unüblich. Wichtig ist vielmehr, dass sie aus Sicht des Verfassers/der Verfasserin logisch aufgebaut sowie übersichtlich sind und auch in späteren Semestern nachvollziehbar und hilfreich bleiben -- ob in tabellarischer Form, stichpunktartig oder als Fließtext. Dass sie philologisch sorgfältig erstellt werden, ergibt sich aus ihrer Funktion (vgl. auch oben). Exzerpte werden in der Regel vor allem zur eigenen Vor- und Nachbereitung wissenschaftlicher Texte angefertigt. Sie dienen der Prüfungsvorbereitung, zur Vorbereitung von Hausarbeiten, Referaten und anderen Vortragssituationen und können euch auch noch in späteren Semestern präzise den Inhalt eines Textes vor Augen führen. Da sie in der Regel **Mittel der individuellen Auseinandersetzung mit Texten und Instrumente des eigenen Informations- bzw. Wissensmanagements** sind, sind formale Vorgaben für Exzerpte daher eher unüblich. Wichtig ist vielmehr, dass sie aus Sicht des Verfassers/der Verfasserin logisch aufgebaut sowie übersichtlich sind und auch in späteren Semestern nachvollziehbar und hilfreich bleiben -- ob in tabellarischer Form, stichpunktartig oder als Fließtext. Dass sie philologisch sorgfältig erstellt werden, ergibt sich aus ihrer Funktion (vgl. auch oben).
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 Rückriem, Georg/Stary, Joachim/Franck, Norbert (1995): Die Technik wissenschaftlichen Arbeitens: eine praktische Anleitung. 9. Aufl. Paderborn u.a.: Ferdinand Schöningh. Rückriem, Georg/Stary, Joachim/Franck, Norbert (1995): Die Technik wissenschaftlichen Arbeitens: eine praktische Anleitung. 9. Aufl. Paderborn u.a.: Ferdinand Schöningh.
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 +**weiterführende Literatur:**
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 +Lange, Ulrike: Fachtexte lesen – verstehen – wiedergeben. Paderborn 2013
  
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-Ursprungstext: Judith Janutta | Überarbeitung: Jan-Nicolas Aslanidis & Steffen Waschul | Weitere Überarbeitung: Daniel Händel+Ursprungstext: Judith Janutta | Überarbeitung: Jan-Nicolas Aslanidis & Steffen Waschul | Weitere Überarbeitung: Daniel Händel, Sandra Waldenberger
reader/05/05.3_arbeitstechniken.1543578160.txt.gz · Zuletzt geändert: 2023/04/12 12:31 (Externe Bearbeitung)