studienorganisation:allgemeines:zehn_regeln

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Zehn Regeln, wie Sie Ihr Germanistik-Studium besonders stressig und immer auf den letzten Drücker organisieren und den Weg des größten Widerstands gehen können.

Von einigen Ihrer Kommilitonen in der Praxis intensiv erprobt!

  1. Ignorieren Sie die verfügbaren Informationen, verlassen Sie sich aufs Hörensagen. Ihre Kommilitonen wissen, wie’s geht – die studieren ja bereits seit vier Semestern und haben immerhin schon die Grundkurse abgeschlossen! Solche Erfahrungen aus erster Hand sind wesentlich zuverlässiger (weil aus dem Leben gegriffen!) als trockene Studienordnungen, Erläuterungen auf offiziellen Homepages oder Auskünfte der zuständigen Personen.

  2. Falls Sie doch einmal versehentlich verfügbare Informationen lesen: Lesen Sie kursorisch, oberflächlich und auf keinen Fall bis zum Ende. Sie können schließlich im Extremfall immer noch Ihre Kommilitonen fragen, was in Broschüre XYZ steht. Das fördert außerdem die Meinungsvielfalt – eine Frage, drei Antworten, neun Lesarten!

  3. Unklarheiten und Probleme müssen Sie immer selbst lösen. Schließlich sind Sie Geisteswissenschaftler, Introspektion gehört zu Ihrem Handwerkszeug. Bei scheinbar unlogischen Informationen – aus erster Hand, siehe 1. – ist es ein Zeichen von Schwäche, bei kompetenten Personen nachzufragen (außerdem sind Ihre Kommilitonen ja kompetent). Als GeiWi können Sie Plausibilität schließlich allein durch die Kraft Ihrer Gedanken erzeugen.

  4. Strukturieren Sie Ihr Studium stets nach den Inhalten, die Ihrer Meinung nach in einem Germanistik-Studium Platz haben sollten. Für Kleingeister, die Ihnen sagen, Ihr VHS-Kurs über die südindische Küche im ausgehenden 8. Jahrhundert könne nicht als freie Veranstaltung anerkannt werden, schon gar nicht mit (Ihrer Meinung nach immer noch zu tief gegriffenen) 6 CP, haben Sie nur Verachtung übrig. Und technokratische Dinge wie Studienordnungen, Studienverlaufspläne und Leitfäden behindern Sie doch sowieso nur in Ihrer Entfaltung.

  5. Machen Sie – planen können Sie später noch. Wer denkt denn im dritten Semester bereits über Prüfungen nach? Das machen Sie frühestens zwei Tage vor Ende der Anmeldefristen im letztmöglichen Semester; schließlich haben Sie Ihre Seminarplätze ja auch eher zufällig erhalten – warum sollte das mit Prüfern, Terminen und so weiter anders sein? Wenn Ihnen jemand sagt, Sie sollten nicht nur Ihr Semester planen (Genaues weiß man ja eh‘ erst nach dem laufenden Semester …), sondern sogar Ihren aktuellen Studienabschnitt und schließlich auch Ihren gesamten Studienverlauf, dann lächeln Sie munter in sich hinein. Denn das Genie beherrscht das Chaos und formt seine Umwelt allein durch seinen Willen.

  6. Nutzen Sie Fristen bis zur letzten Sekunde aus. Selbstverständlich müssen Studienberater am Sonntagabend noch auf Ihre E-Mails antworten, wenn Sie am Montag die letzte Chance haben, sich zu einer Prüfung anmelden. Sie können auch definitiv voraussetzen, dass jederzeit jemand zur Verfügung steht, der Ihnen die Unterschrift für Formblatt A38 geben kann – Sprechzeiten sind was für Spießer; wenn Sie etwas wollen, müssen die Ansprechpersonen spuren. Wie hieß noch einmal das Zauberwort mit zwei t? Richtig: flott!

  7. Wenn Sie wider besseren Wissens doch einmal eine Sprechstunde besuchen: Gehen Sie maximal unvorbereitet in die Sprechstunde (s. auch 1.)! Testen Sie Ihr Gegenüber erst einmal mit trivialen Fragen im Hinblick darauf, ob es überhaupt kompetent ist, nennen Sie Ihr echtes Anliegen nur nach der dritten expliziten Aufforderung. Ihr Ansprechpartner denkt, er wäre kompetent, aber sie wissen es besser: Kompetent sind die Leute aus der Praxis (sprich: Ihre Kommilitonen), nicht irgendwelche Sesselpubser, die denken, sie wüssten, was geht.

  8. Wenn Sie mit Tatsachen und/oder Entscheidungen unzufrieden sind, machen Sie Krawall! Letztlich wollen ‚die da oben‘ (= Studienberater, Ansprechpersonen usw.) immer nur ‚die kleinen Leute‘ (also in erster Linie Sie) fertigmachen und klein halten. Sobald ‚die da oben‘ mal richtig Gegenwind spüren, werden die schon so entscheiden, wie Sie es wollen. Und ein bisschen Aufstand hat ja schließlich noch nie geschadet, oder? Wer nicht kämpft, hat schon verloren!

  9. Benehmen Sie sich schlecht, um aufzufallen – verzichten Sie auf Umgangsformen. Nur wer auffällt, hat überhaupt eine Chance, es im Leben zu etwas zu bringen. Positiv auffallen tun nur Streber, Duckmäuser und Mitläufer – Sie aber sind eine echte Persönlichkeit, Sie haben Charakter, Sie dürfen negativ auffallen. Und das geht am besten durch Unverschämtheit, Impertinenz und Dreistigkeit. Anreden in E-Mails? Grußformeln? Bitten, auch noch höflich vorgetragen? Alles für Spießer – Sie kommen gleich zur Sache. Warum auch lange um den heißen Brei herumreden? Sie wollen ja schließlich aus der Flut der Studenten hervorstechen.

  10. Steter Tropfen höhlt den Stein. Fragen Sie ein und dieselbe Person siebenmal das Gleiche, wobei Sie Ihren Tonfall von unverschämt (1. Anfrage) über drohend (3. Anfrage) und beleidigend (5. Anfrage) zu unverschämt, drohend und beleidigend (7. Anfrage) steigern. Spätestens bei der letzten Anfrage sollten Sie doch endlich das hören, was Sie hören wollen, oder (vgl. auch 8.)?
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